„It’s a match!“ – diese Notifikation bekommt frau sobald sich der oder die vermeintlich Richtige in den Tiefen des digitalen Datings gefunden hat. Die gleichnamige Serie mit dem Zusatz „and it’s going to be grand“ von Bugram überzeichnet die der App Tinder eigenwillige Handbewegung des Swipens auf ironische Weise, indem Bilder von auf Tinder zur Schau gestellten männlichen Torsi als Kohlzeichnungen durch Wischen und Verwischen mit den Fingern reproduziert werden. Die große Anzahl der sich selbst sexualisierenden Akteure wird durch die Menge der Kohlezeichnungen (36) aufgenommen. Die spielerische Verarbeitung in der Herstellung der Kunstwerke verweist abermals auf den Nexus von Sexualisierung und Selbstbestimmung und problematisiert diesen.
Paula Marschalek
„Die Werkserie rund um das Thema „Sexualisierung & Selbstbestimmung“ begann aus der Emotion heraus. Zunächst war da Wut über zahlreiche Ungerechtigkeiten und Dinge mit denen ich als Frau ständig konfrontiert war. Aus diesem sehr intensiven Gefühl entwickelte sich langsam der Mut und der Entschluss etwas dagegen zu tun. Diese kleinen, wie größeren Grenzübertritte und vor allem die Missstände rund um das Thema aufzuzeigen und inhaltlich zu behandeln. Sobald Frauen* sich entschieden sich zur Wehr zu setzen und ihre Anliegen zu äußern werden sie beschimpft. Häufig haben diese Schimpfwörter einen konkreten Bezug zum „Frau* sein“ – wie auch das Wort „Fut“, mit dem die primären weiblichen Geschlechtsorgane bezeichnet werden – oftmals in einem negativen Kontext. Doch warum ist „weibliches“ etwas was zur Degradierung und Beschimpfung genutzt wird? Insbesondere was soll bitte falsch an unseren Geschlechtsorganen sein? Der Aufgriff des Wortes Fut in diesem Triptichon ist ein Versuch dieses wieder in einen neutralen Kontext zu bringen und die Vulva mit den vielen Namen die wir ihr geben als einen Teil von uns zu schätzen.
„Auf Tinder fand ich es äußerst auffällig wie viele Männer ihren nackten Oberkörper zeigten. Ebenso auffallend und auch spannend fand ich die Tatsache, dass viele von ihnen auch noch ihren Kopf abschneiden und somit ihren Körper wirklich nur noch als Stück Fleisch präsentieren. Als ob es ein Alleinstellungsmerkmal wäre einen Körper zu haben. Schon eigenartig, was für ein Bild wir von uns zeichnen und auch zeigen. Jedenfalls nahm ich dies zum Anlass diese auf Tinder recherchierten Torsi zu zeichnen. Hierbei ist die Technik eine Referenz zum Medium – während wir unser Smartphone und die Dating-App mit dem Finger am Handy wischender Weise bedienen, entstanden die Kohlezeichnungen durch Fingerwischen am Papier. Die Werkserie besteht aus 36 Zeichnungen – aus dem gesamten Set wird ein Memory entstehen. Denn auch das Bedienen von Tinder hat etwas sehr spielerisches.
Mit einem Augenzwinkern dürft ihr die Größe der Zeichnungen nachmessen – die quadratischen Zeichnungen messen je stolze 20cm. Diese Referenz ist ein Wink auf absurde Ideale die oftmals in der Gesellschaft kommuniziert wurden, bei näherer Betrachtung aber weder der Realität entsprechen, noch einen anderen Zweck haben als uns in unserem Selbstbild und der Selbstwahrnehmung zu verunsichern. Der Österreichische Durchschnitt lag 2018 übrigens bei 14,53cm 😉 den Einblick in die Weltkarte und wie es da im Vergleich aussieht findet ihr hier: https://www.news.at/a/penisweltkarte.“
Statement Julia Bugram